21.08.2024
Brief des Gedenkstättenleiters von Buchenwald an Thüringer Haushalte: Warnung vor der AfD
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- Postwurfsendung Stiftung Gedenkstätten - (21.08.2024 / 3 MB)
Der Leiter der Gedenkstätten von Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, warnt in einem Brief an 350.000 Haushalte in Thüringen davor, bei der Landtagswahl am 1. September die AfD zu wählen.
Der Brief wurde an Thüringer verschickt, die älter sind als 65 Jahre. Damit möchte Wagner vor allem jene Thüringerinnen und Thüringer erreichen, die nicht in sozialen Netzwerken aktiv sind.
„Dass wir uns mit einem Brief an die Wähler:innen in Thüringen wenden, ist in der Tat ungewöhnlich. Begründet ist das durch den Umstand, dass sich die AfD notorisch gegen die Erinnerungskultur wendet und unsere Arbeit als "Schuldkult" diskreditiert", so Stiftungsdirektor Wagner. Notorisch redeten Vertreter und Verteterinnen der AfD die NS-Verbrechen klein, relativierten sie oder betrieben Schuldumkehr, wenn sie zum Beispiel die Alliierten als die eigentlichen Kriegsverbrecher bezeichneten, wie das etwa der Nordhäuser AfD-Politiker und Landtagskandidat Prophet gemacht habe. Er habe den britischen Luftangriff auf Dresden mit Auschwitz gleichgesetzt und den amerikanischen Befreiern des KZ Mittelbau-Dora "Morallosigkeit" vorgeworfen.
Die AfD betreibe zudem nicht nur NS-Verharmlosung, sie setze auch positive Bezüge zum Nationalsozialismus, wenn sie sich etwa in ihrem Landtagswahlprogramm für Thüringen auf den radikalen Hitler-Bewunderer und Antisemiten Franz Langheinrich berufe oder wenn Björn Höcke in seinen Social-Media-Kanälen zustimmend ein Zitat von Arthur Moeller van den Bruck postet, der dem NS-Staat mit seinem Buch "Das Dritte Reich" den Namen gab.
"Wenn eine Partei mit solchen Positionen in Regierungsverantwortung käme, wäre das ein schwerer Schlag gegen die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte, die eine wesentliche Grundlage unserer liberalen, auf Humanität und Menschenrechte setzenden Demokratie darstellt. Solche Positionen sind gegen den gesetzlich definierten Zweck unserer Stiftung gerichtet. Deshalb kann es hier keine Neutralität geben", so Jens-Christian Wagner auf der Webseite der Gedenkstätte Buchenwald.
Den Brief an die Thüringer Haushalte finden Sie auf dieser Seite unter "Downloads".
Nach Versenden des Briefes sieht sich Stiftungsdirektor Wagner Bedrohungen ausgesetzt. In der Gedenkstätte Mittelbau-Dora sei sein Konterfei auf eine Todesmarschstele geklebt worden, schrieb Wagner auf X. Die Stele erinnert an die Opfer der Todesmärsche aus den Lagern des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora.
Außerdem habe Wagner eine Mail erhalten. In dieser habe eine Frau aus Weimar geschrieben, dass Wagner ebenso wie der kürzlich verstorbene SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Hartung noch eine Strafe für sein Handeln erhalten werde. Die Polizei ermittelt.
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