04.04.2021
Ostersonntagsgottesdienst am 4. April 2021 im Dom zu Halberstadt

Drei Kurzpredigten von Landesbischof Friedrich Kramer, übertragen durch den MDR unter Leitung der EKM-Rundfunkbeauftragten Ulrike Greim

 

„Et venturi Saeculi“ „und das Leben der kommenden Welt“     (Joseph Haydn: Theresienmesse Teil 2)

 

Predigt Teil 1
Ostern und das Leben in der kommenden Welt  

Wir glauben an das Leben der kommenden Welt, das mit dem Halleluja der Osterbotschaft heute und hier Wirklichkeit wird. Hört das Evangelium nach Markus zum Ostersonntag:

Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome kamen mit wohlriechenden Ölen, um den Leichnam zu salben. Und als sie zum Grab kamen sprachen sie untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.
Ehre sei Dir Herr – Lob sei Dir Christus

Gnade sei mit Euch und Friede, von dem der da war, der da ist und der kommt – Jesus Christus. AMEN

 

Liebe Schwestern und Brüder,

Ostern, das ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Und die kürzeste und großartigste Geschichte der Welt bündelt sich in dem einen Satz, den wir Christen uns zu Ostern zurufen: Der Herr ist auferstanden! Und Sie können jetzt fröhlich und laut zu Hause antworten und rufen: „Er ist wahrhaftig auferstanden!

Diese Geschichte ist nicht ein Märchen aus uralten Zeiten, sondern die Geschichte, die die Welt radikal liebevoll verändert und die kommende Welt hier und heute beginnen lässt.

Und die Frauen am Grab? Zittern und Entsetzen ergreift sie. Und wir? Sind wir bereit für das Leben der kommenden Welt? Können wir in diesen Tagen der Pandemie, in der der Tod umgeht, in das Halleluja einstimmen, das den Sieg über den Tod besingt? Ja wir können und sollen gerade in diesen Tagen den großen Trost besingen:

 

Musikalischer Impuls (M. Praetorius)

1. Erstanden ist der heilig Christ, / Halleluja, Halleluja, / der aller Welt ein Tröster ist. / Halleluja, Halleluja.

 

Predigt Teil 2
Ostern und Pessach – Gott handelt und die Frauen sehen es

Wir feiern Ostern die Auferstehung Jesu von den Toten als die Grundgeschichte des Christentums.

Unsere jüdischen Glaubensgeschwister feiern zur gleichen Zeit Pessach ihre Grundgeschichte, die vom Auszug aus der Sklaverei in Ägypten in die Freiheit erzählt.

In beiden Geschichten handelt Gott, der Mensch kann nichts tun. Was will der Mensch gegen den Tod tun? Was will ein schwaches Volk gegen die militärische Übermacht der Ägypter tun. Aber Gott handelt: Er schenkt neues Leben. Gott befreit aus endloser Sklaverei und Unterdrückung. Gott befreit von der Macht des Todes und der Sünde.

Ein neues Sein, ein neues Leben wird geschenkt und sichtbar. Es sind die Frauen am Ostermorgen, die es zuerst sehen. Sie sehen den Auferstandenen, Maria Magdalena zuerst.

Und in der Auszugsgeschichte aus Ägypten ist es Miriam, die zuerst begreift, dass sie gerettet sind und die Pauke ergreift und singt und tanzt und neue Töne anschlägt.

Wie gerne hätten auch wir mit diesem Osterfest die Pandemie hinter uns gelassen und wäre uns in die Arme gefallen, hätten uns getroffen und gefeiert und getanzt. Das muss noch warten. Aber Ostern ist jetzt, heute wird es gefeiert. Hier und heute hören wir: Fürchtet Euch nicht. Seht! Christus ist erstanden, Gott hat ihn aus dem Tod gerissen und hat dem Tod die Macht genommen. Lasst die Angst und den Tod nicht über Euch herrschen! Steht mitten im Tod gegen den Tod auf.

Gott schenke uns die Augen der Frauen, sein Handeln heute und hier zu sehen und davon zu singen und zu sagen: Gott handelt. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das entscheidende zur Rettung ist geschehen. Ja, es geschieht heute, wenn Du hörst und glaubst.

 

Musikalischer Impuls (M. Praetorius)

2.  Und wär er nicht erstanden, / Halleluja, Halleluja, / so wär die Welt vergangen. / Halleluja, Halleluja.

 

Predigt Teil 3
Der Auferstandene ist der Gekreuzigte – Versöhnung und Barmherzigkeit

Eines ist klar und sichtbar: Der Auferstandene ist der  Gekreuzigte. Die Male der Kreuzigung sind zu sehen. Er bleibt derselbe und ist doch verwandelt. Er ist verändert – durch den Tod gegangen – in ein neues Leben.

Die kommende Welt kommt, weil Christus für unsere Sünden gestorben ist. Barmherzigkeit und Versöhnung leuchten auf. Die Freiheit kommt, weil Gott Ross und Reiter der Angst und Unterdrückung versenkt.

Das neue Leben ist keine Rückkehr in die Zeit vor dem Tod oder vor Corona. Manche träumen, dass alles wieder so wird, wie es vorher war. Aber das, was Du erlebt hast, zeichnet Dich. Die Wundmale bleiben. Unser Leben aber kann sich ändern, die Tränen werden abgewischt und die kommende Welt bricht an.

Wenn wir österlich in die nächsten Wochen gehen, dann gilt es Barmherzigkeit und Versöhnung groß zu machen.

Barmherzigkeit und Versöhnung, Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung sind die Zeichen der kommenden Welt. Diese brauchen wir gerade auch in den kommenden Tagen der Pandemie. Wir werden durch die letzte Coronazeit gehen, und es wird uns zu anderen Menschen machen. Wenn wir barmherzig und versöhnungsbereit miteinander umgehen, wird das Meer der Tränen und Traurigkeit weichen und die die uns mit Angst treiben wollen werden uns nicht erreichen können. 

Wenn wir uns für Gerechtigkeit und Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, wird unsere Welt österlich erstrahlen.

Wenn wir auf den Auferstandenen schauen, werden wir das Licht sehen und uns heute ändern und verwandeln: In ein Leben in Liebe, Barmherzigkeit und Versöhnung.

So stimmen wir mit ein in den Freudengesang von Miriam und Maria: Halleluja! Dies ist der Tag den der Herr macht. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein! Halleluja!

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Musikalischer Impuls „Wir wollen alle fröhlich sein“

1. Wir wollen alle fröhlich sein
in dieser österlichen Zeit,
denn unser Heil hat Gott bereit'.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

2. Es ist erstanden Jesus Christ,
der an dem Kreuz gestorben ist;
ihm sei Lob, Ehr zu aller Frist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Gelobt sei Christus, Marien Sohn.


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