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11.09.2018
Abgehängt

„Häng‘ mal die Zugmaschine ab!“ Als Student habe ich als Möbelpacker gearbeitet. Bei dieser Anweisung wusste ich, was ich tun musste.

Seit einigen Jahren bedeutet „abgehängt“ etwas ganz anderes: Menschen werden abgehängt oder fühlen sich so. Den Reichen und Erfolgreichen geht es immer besser; wer nicht mithalten kann, wird … abhängt, bleibt zurück. Die Zugmaschine fährt ohne ihn. Das ist eine schreckliche Erfahrung. Das kann ein ganzes Land spalten und furchtbare Folgen haben. Die deutsche Geschichte ist dafür ein Beispiel. Als Staatsbürger kämpfe ich dafür, diese Spaltung zu vermeiden. Menschen abzuhängen, ist unchristlich. Daher erwarte ich von den Reichen und Erfolgreichen, ihren Erfolg nicht nur zum eigenen Vorteil zu nutzen. Ich erwarte Verantwortung. Und: Als Christ kann ich nicht ertragen, wenn Menschen die Hoffnung verlieren. Gott schenkt Hoffnung, selbst wenn alles hoffnungslos scheint. Die einsame Nachbarin im 2. Stock schöpft Hoffnung, wenn die junge Familie aus dem Nachbarhaus nach ihr schaut.

Ich erwarte von Menschen, die sich abgehängt fühlen, dass sie trotzdem mitdenken; dass sie nicht den Verführern mit den einfachen Antworten folgen. Erst dann wären sie wirklich abgehängt. Auch das ist Verantwortung. In vielen kleinen Schritten muss sich Verantwortung jeden Tag bewähren: Reden wir miteinander oder brüllen wir uns auf der Straße an? Heißt es „wir“ und „die da“ und spalten wir damit unser Land, oder wäre es nicht besser zu sagen: „Wir müssen gemeinsam einen Weg finden“? Als Christ und Staatsbürger bin ich überzeugt, nur zusammen werden wir Erfolg haben. Ich brauche dazu die Hoffnung, die mein Glaube mir schenkt.

Aus Dessau grüßt

Joachim Liebig


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