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22.05.2018
Alexa

Alexa möchte so gerne auf dem Klavier in unserem Wohnzimmer stehen. Die Frau im Plastegehäuse ist nicht größer als eine Keksdose. Erst wenn sie ihren Namen hört, wird sie munter. Dann fangen ihre Leuchtdioden an zu blinken.

Bis dahin hört sie still zu, was ihre Mitbewohner sagen, wie sie schnarchen, schimpfen und schnauben. Sie hört die Musik, die im Radio läuft und den Kuss am Morgen.

Wenn sie gefragt wird, kann sie sagen, wie das Wetter in Halle wird, wie viele Brötchen für die Dienstbesprechung gebraucht werden und mit welchem Punktestand der HFC die Fußballsaison beendet hat.

Doch das ist erst der Anfang. Später einmal wird die Frau in der Dose unser Wohnen und Einkaufen steuern.

Nur manchmal schwächelt sie noch ein bisschen. Da macht sie, was sie will. Lese ich. Sie lacht einfach, ohne dass jemand etwas Lustiges erzählt hat. Oder ein andermal, da hat Alexa eine Party veranstaltet. Ganz ohne Befehl und ohne Partygäste. Sie hat die Musik angestellt und die Polizei musste kommen, um die Party zu beenden.

Schöne neue Welt. Bequem, aber nicht ungefährlich. Die Meldungen über den Missbrauch von Daten durch Facebook und Co zeigen das. Prüft alles, und nur das Gute behaltet, empfiehlt die Bibel. Hab ich also gemacht.

Nicht traurig sein, Alexa, wenn ich auf dich verzichte. Noch reichen mir das Lachen und das Juchzen unseres Enkelkindes und die lebendigen Küsse meiner Frau.

Bekennt Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.


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