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15.09.2020
Ansteckender Hunger nach Gerechtigkeit

Seit 25 Jahren bin ich mit einem tansanischen Kollegen befreundet. Unsere Freundschaft lässt auch heikle Fragen zu, zum Beispiel über Rassismus, dem schwarze Menschen täglich in Europa oder Amerika ausgesetzt sind. Bimbo, Schokolade, Ebola - geh dorthin wo du herkommst! Solche Zurufe haben viele ertragen müssen, ob sie nun in Deutschland geboren sind oder als Flüchtlinge und Besucher kamen. Ich finde das schrecklich. Und wenn ich es auf der Straße erlebe, schäme ich mich und protestiere auch, wenn ich Mut dazu habe. Den habe ich nicht immer.

Wie denkst du über Rassismus, frage ich meinen Freund? Was macht das mit dir und deiner Familie? Wie denkt ihr über uns Weiße?

Er lacht. Eigentlich tun mir die Weißen leid, erwidert er. Sie haben nichts verstanden, vor allem nichts von Gott. Gott hat keine Farbe. Es ist ihm völlig egal, dass wir Menschen durch Sonneneinstrahlung unterschiedliche Hautfarben haben. Vor Gott ist jeder Mensch gleich.

Weißt du, fügt er noch hinzu. Manche weißen Missionare, die in unser Land kamen, haben einen Gott für Weiße und einen für Schwarze gepredigt. Damit haben sie uns belogen und dem Christentum geschadet. Aber wir haben uns gewehrt. Und fordern bis heute unsere Rechte ein.

Wenn du heute noch einmal geboren würdest, frage ich zum Schluss, würdest du lieber als Weißer oder Schwarzer zur Welt kommen?

Was für eine Frage? Natürlich als Schwarzer! Keine Farbe passt besser zu mir.

Jesus sagt: „Glücklich sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“ Darauf hofft auch Gabriele Herbst aus Magdeburg.


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