01.08.2019
Bibel-Tattoo
Kurze schwarze Hose. Tshirt. Ein Rucksack über der Schulter. Er hält sein Fahrrad. Er steht direkt vor mir am Bahngleis. Er ist tätowiert. Das bleibt ein Leben lang sichtbar auf seiner Haut. Unauslöschbar wie ein Siegel.
In seinen linken Unterarm ist ein Name eintätowiert: Karla. Ein großer Schriftzug vom Ellenbogen bis zur Handwurzel. Unübersehbar.
Ob das hält mit Karla? Also ein Leben lang? Weil man ja nicht raus kann aus seiner Haut?
Wäre ja toll!
Ich würde ihn am liebsten fragen:
„Was machst du, wenn das mit deiner Karla mal vorbei ist?
Weglasern? Aber selbst dann bleiben Narben.
Durchstreichen und Anja drunter tätowieren? Im Laufe der Zeit entsteht eine Liste der Verflossenen? Naja....
Oder eine andere Karla suchen? Also eine, die tatsächlich genauso heißt.
Aber selbst dann wissen alle, dass es eine andere ist. Eine Ersatz-Karla.
Ich muss mir schon ziemlich sicher sein - und sehr verliebt - wenn ich mir den Namen der Liebsten in die Haut stechen lasse.
In der Bibel gibt es einen Satz, der klingt wie für ein Tattoo-Studio geschrieben:
„Lege mich wie ein Siegel auf deinen Arm, denn stark wie der Tod ist die Liebe.“
Das sagt eine zu ihrem Liebsten, und sie sagt es innig. So möge es sein.
Ich wünsche es jedem. Es so intensiv zu fühlen.
Aber auch allen, die es so nicht erleben, denen sage ich: Es gibt eine Liebe, die darüber hinausgeht. Über die Menschenliebe. Und die ist unauslöschbar. Für immer und ewig. Es ist Gott selbst. Er ist die Liebe.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg