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04.11.2018
Brief an Karl Barth

Im Sommer 1958 sitzen Friedemann Goßlau und Reinhard Carstens im Pfarrgarten in Erxleben unterm Apfelbaum. Die beiden jungen Männer schreiben einen Brief. Aus der Altmark an ihren berühmten Lehrer, dem Theologen Karl Barth in Basel. Sie hatten bei ihm studiert und sind sehr bewusst Pfarrer in der DDR geworden.

Doch nun erleben sie Bedrängendes: Jugendliche, die sich zur Kirche halten, dürfen nicht studieren, der Studentenpfarrer in Halle wird verhaftet, die Jugendweihe durchgedrückt.

In ihrem Brief vor 60 Jahren fragen sie: Ist wirklich jede Obrigkeit von Gott? So, wie es in der Bibel heißt? Auch Herrscher, die Gewalt ausüben? Und vor allem: Sollte man in dieser Situation nicht guten Gewissens die DDR verlassen, solange das noch möglich ist?

Im Herbst 1958 kommt die Antwort aus Basel: „Bleibt im Land, lauft nicht fort. Die Gemeinden brauchen euch! Jede Obrigkeit wird sich vor Gott verantworten müssen.“

Beide bleiben. Ihr Briefwechsel mit Karl Barth wird später veröffentlicht.

1989 sorgt Reinhard Carstens mit anderen dafür, dass es in Stendal nicht zum Blutvergießen kommt, als die Stasi-Zentrale besetzt wird. Friedemann Goßlau holt später den Domschatz aus den USA nach Quedlinburg zurück. Er ist Anfang dieses Jahres verstorben.

Mich beeindruckt der Weg dieser beiden Männer sehr. Ihr Vertrauen und ihr Mut: Wir bleiben von Gott gehalten, auch mit unseren Fragen und Zweifeln, auch auf schwierigen Wegen.

Sagt Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle

 


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