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27.11.2019
Cities for life - Städte für das Leben

Omid ist 30 und kommt aus dem Iran. Nachts schläft er schlecht. Immer  wieder verfolgt ihn ein Bild. Es schleicht sich in seine Träume und lässt ihn aufschrecken. Auf meine Nachfrage erzählt er mir stockend, dass er als Kind eine öffentliche Hinrichtung erlebt hat. Mir bleibt die Sprache weg, in mir ein dunkles Loch. Ich kann es nicht glauben. In einem Land mit jahrtausendealter persischer Hochkultur werden Menschen bestraft, indem man sie vor den Augen anderer tötet? Und Kinder sehen dabei zu? Ich bin fassungslos. „Warum haben dir deine Eltern nicht die Augen zugehalten?“ frage ich. „Sie konnten nicht“, sagt er, „wir waren mit der Schule da, alle Schüler haben das gesehen.“

Ich erzähle Ihnen so etwas Grausames, weil es heute, am 30.11., einen Aktionstag gibt für die Abschaffung der Todesstrafe. Als Zeichen dafür werden weltweit und auch bei uns bekannte Gebäude in großen Städten beleuchtet.

Am 30. November 1786 ist die Todesstrafe das 1. Mal in einem Staat abgeschafft worden, im Großherzogtum Toskana. Seitdem sind viele Länder gefolgt, aber in immer noch fast 60 Ländern gibt es sie.

Der Wunsch nach einer harten Strafe für schlimme Vergehen ist verständlich. Nur – nachweislich nützt die Todesstrafe nicht als Abschreckung. Sie verstößt aber gegen die Würde und die Unantastbarkeit eines Menschen. Und man wird doch den Opfern von Gewalt nicht dadurch gerecht, dass man die Täter umbringt.

Nein, nichts rechtfertigt den Tod eines Menschen –

meint Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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