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03.07.2020
Damit der Traum Wirklichkeit wird

Überrascht betrachte ich das Bild. Darauf sehe ich weiße Frauen. Sie massieren asiatischen Frauen in einem Nagelstudio die Füße. Die asiatischen Frauen in ihren Sesseln lachen und scherzen miteinander. Ich stocke und denke: Das kennst du doch genau andersherum. Auf den Bildern, die mir sonst vor Augen sind, massieren asiatische Frauen den weißen Frauen die Füße. Ich muss schmunzeln und erschrecke doch zugleich: So ist das mit Klischees, die einem im Kopf sitzen. Ich bin nicht frei davon.

Dabei weiß ich doch, wie wichtig es ist, sich mit den eigenen Klischees und Vorurteilen auseinanderzusetzen. Der Tod von George Floyd Ende Mai in Minneapolis hat mir das noch einmal deutlich vor Augen geführt. Gewalt und Ungerechtigkeit sind die eine Seite, die das Miteinander erschweren, Vorurteile eine andere, manchmal unbewusste Seite.

Ich denke an den Traum von Martin Luther-King: Es wird der Tag kommen, da werden die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen.

Sein Traum ist noch lange nicht Wirklichkeit geworden. Er wartet darauf, dass wir ihn - auch bei uns - weiterträumen. Dass ich in der Kraft dieses Traums eigene Klischees überwinde und wir uns vorurteilsfrei begegnen. In bunter Vielfalt, gleichberechtigt. Als Kinder Gottes.

Meint Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.


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