24.12.2024
Das Gotteskind in mir
Auf die Weihnachtszeit freue ich mich jedes Jahr! Auf die besondere Stimmung. Mit Lichtern und Lebkuchen und Weihnachtsmusik.
Seit Freitag Abend ist alles anders. Die Stimmung bleibt einem im Halse stecken wie ein Kloß. Man könnte nur noch heulen.
Freilich sind unsere ganzen heimeligen Weihnachtsbräuche ohnehin weit vom Ursprung des Festes entfernt. Gemütlich war es ja nun damals nicht gerade. Überhaupt nicht. Maria, quasi noch jugendlich, erwartet mit Josef ein Kind. Unehelich. Ein Skandal damals. Als sich die Wehen einstellen, ist das Paar unterwegs, aber sie bekommen nirgendwo Unterschlupf und landen am Ende in einem Stall. Dort bringt Maria ihr Kind zur Welt.
Und doch umgibt diese drei in ihrer Ärmlichkeit zwischen Tieren und Stroh etwas Heiliges. Ein Glanz von woanders her.
Und so kommen alle, um das Jesuskind da in diesem stillen und schummrig beleuchteten Stall zu sehen: die ganz einfachen Leute wie die Hirten und die Großkopferten wie die Weisen und die Könige. Sie alle begegnen in diesem Menschenkind Gott. Klein und zerbrechlich in einer Futterkrippe.
Nicht im Trubel, nicht im Königspalast, nicht in Regierungsvierteln oder auf einer Luxusjacht ist Gott. Sondern abseits der Showbühnen dieser Welt. Da, wo das Leben sich verdichtet: unter denen, die auf keiner Titelseite zu finden sind, sondern, die ein karges Leben führen, sorgengebeugt und nach denen keiner fragt.
Dorthin kommt Gott.
Dort, in die schwach beleuchteten Ecken meines Lebens, dahin, wo ich mich klein fühle, wo mich nach dem Schrecklichen, was passiert ist, einfach nur die Angst packt und die Wut. Dahin kommt Gott. Leise und lebendig. Und flüstert mir zu: Ich bin da.
Dass Ihnen das Gotteskind in diesen Tagen begegnet wünscht Ihnen
Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg
