21.09.2022
Dem Volk auf´s Maul geschaut
Heute vor 500 Jahren wurde auf der Leipziger Buchmesse ein Buch feilgeboten, das bis in unsere Tage seine Wirkung entfaltet. Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testamtes. Die erste Bibel in deutscher Sprache – eine Sensation. Vorher gab es diese in Griechisch und Latein. Luther wollte, dass alle sie lesen und verstehen können, weil sie wichtig ist. In gut 70 Tagen hat er als Flüchtling auf der der Wartburg den Text vollständig in die deutsche Sprache übersetzt. Mal wortwörtlich, mal mit Poesie. Er hat damit – ohne es bewusst zu wollen – durch lautmalerische Wortschöpfungen unsere Sprache bis heute geprägt. Das „Buch mit sieben Siegeln“ stammt z.B. von Luther, er hat es erfunden, um etwas Geheimnisvolles aus dem letzten Teil der Bibel zu verdeutlichen. Auch so schöne Worte, wie Herzenslust, das Lästermaul oder die schrecklichen Gewissensbisse, oder Redewendungen, wie „Sie sind ein Herz und eine Seele“. Luther, der Professor aus Wittenberg, war zwar nicht der erste, aber der einflussreichste Übersetzer der Bibel seiner Zeit. Die teure Erstausgabe war binnen weniger Wochen ausverkauft. Dass sie teilweise verboten war, hat den Absatz sicher gefördert. Luthers Bibel war so erfolgreich, dass sie der Maßstab wurde – überhaupt für die deutsche Sprache. Auch das war eine Sensation, denn bis dahin sprach man zig Dialekte. Jedes Fürstentum seinen eigenen. Deswegen ist dieses 500jährige Jubiläum wichtig für unsere Sprache, für unsere Kultur. Und für uns Christinnen und Christen im deutschsprachigen Raum sowieso. Happy Birthday, deutsche Bibel.
Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle