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24.08.2021
Dünnhäutig

Ach, ich bin dünnhäutig geworden.

Ich stehe in einer Schlange. Hinter mir entsteht der Eindruck, ich hätte mich vorgedrängelt.

In rüdem Ton ruft ein älterer Mann: „Ey, jetzt hackts wohl. Hinten ran!!“

Zunächst fühle ich mich gar nicht angesprochen. 

Dann noch einmal dasselbe, nur lauter.

Ich drehe mich um und merke, wie mir die Wut eine Antwort diktieren will.

Gerade noch rechtzeitig halte ich den Mund und…gehe weg.

So bin ich nicht! Ich halte mich für ausgeglichen und konfliktfähig.

Aber mein Selbstbild hat in den vergangenen Monaten gelitten.

Die Schlagzeilen waren mir zu laut;

Die Themen zu brüllend: 

Jeden Tag neue Inzidenzen;

Die Welt geht rennt auf ihren Untergang zu;

Die Meinungen prallen ungedämpft und unverbunden aufeinander.

Mäßigung scheint Ausdruck von Schwäche zu sein. 

Wer nicht die Lautstärke hält, hat schon verloren.

Nein! Das will ich nicht!

Nein! So ist es auch nicht: 

ich bin nicht so  und die Welt ist nicht so.

Ja, es gibt dramatische Themen und extrem wichtige Antworten.

In keinem Fall hilft Gebrüll.

Wer brüllt, hat immer ausnahmslos Unrecht.

Als Christ ist für mich dabei eine sehr alte Geschichte wichtig:

Gott läßt sich nicht in Blitz und Donner oder Erdbeben finden.

Gott bevorzugt einen leisen Wind, um seinem Volk seine Anwesenheit zu zeigen.

Wenn also Gott selbst die leisen Töne liebt, dann sollte ich nicht dünnhäutig reagieren.

Wollen wir es gemeinsam heute versuchen?

Gelassen grüßt aus Dessau

Joachim Liebig


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