28.07.2021
Ehekrach
„Am besten, es gäbe eine Impfpflicht für alle.“ meint Kurt. „Dann müsste man nicht immer diskutieren.“
„Bist du verrückt?“ Ina muss tief durchatmen. „Ich bin doch kein Versuchskaninchen.“
Sie hat recherchiert. „Es gibt eine Menge Impfschäden. Aber das darf man ja nicht sagen!“
Jetzt schnauft Kurt. „Wieso darf man das nicht sagen? Woher weißt du es denn dann.“
Beide reden sich tüchtig in Rage.
Inas Freundin lag nach der Impfung zwei Tage flach. Kurt kontert, das sei immer noch besser als nach einer schweren Erkrankung nie wieder aufzustehen.
„Vielleicht würde es etwas helfen, wenn man Leute fürs Impfen belohnt. Einkaufsgutscheine oder so.“ denkt Kurt laut.
„Ich verkaufe doch nicht meine Gesundheit! Und überhaupt, wieviel soll der ganze Unsinn denn noch kosten?“ Ina ist wütend auf ihren Kurt. Wie kann der nur so blöd sein? Und sowas habe ich geheiratet.
Kurt beschließt, sich heimlich impfen zu lassen.
Sohnemann Till hört das Rumgestreite und ist sauer, er würde sich gerne impfen lassen. Dann gäbe es vielleicht keinen weiteren Lockdown mehr, er könnte immer seine Freunde treffen und nach der Schule ein Auslandsjahr machen.
Es ist nicht einfach für Familien, wenn man so unterschiedliche Meinungen hat. Und beim Impfen findet man auch keinen Kompromiss. Denn die Sorgen bei beiden sind ja echt.
Umso mehr brauchen wir die Bereitschaft zu schauen: Was tut meinem Partner, meiner Partnerin gut? Auch wenn meine eigene Entscheidung anders aussieht.
Erst in solchen Momenten zeigt sich, was es wirklich bedeutet, JA zueinander gesagt zu haben. Ja. Mit Gottes Hilfe.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg