21.09.2023
Ein Friedenstag?
Heute ist weltweit der Tag des Friedens. Die Vereinten Nationen haben den 21. September ausgewählt, damit an diesem Tag die Waffen schweigen sollen. Wenigstens an diesem Tag werden alle kriegsführenden Parteien aufgefordert, eine Waffenruhe einzulegen. Aber, Gott sei es geklagt, wird auch in diesem Jahr der Tag so enden wie er angefangen hat: mit nächtlichen russischen Bomben- und Drohnenangriffen auf Gebäude und Getreidespeicher in der Ukraine, und den Versuchen der Ukraine, von Russland eroberte Gebiete zurückzugewinnen. Wie lange soll das so weitergehen, denke ich. Wie lange? Ich lese und höre fast nichts von Friedensinitiativen der Vereinten Nationen, oder wenigstens für einen Tag wie heute, die Waffen schweigen zu lassen. Eigentlich ein Jammer und Elend, dass die Vereinten Nationen so schwach sind, und auch der Sicherheitsrat als Gremium der UN Gewalt und Angriffe nicht stoppen kann oder will. Dietrich Bonhoeffer, Christ und Widerstandskämpfer, fragt vor gut 90 Jahren: „Wie wird Friede?“ Und er sagt: “Der einzelne Christ kann das nicht – er kann wohl, wo alle schweigen, die Stimme erheben und Zeugnis ablegen, aber die Mächte der Welt können wortlos über ihn hinwegschreiten.“ Und dann überlegt er: Auch eine einzelne Kirche kann um Frieden beten und zum Frieden mahnen, wird aber erdrückt von der Gewalt des Hasses. Aber wenn alle Kirchen, ja die Gläubigen aller Religionen sich zusammentun und laut Stopp rufen – das wäre was! Ein Stopp dem Sterben und der Zerstörung, Stopp der russischen Gewalt gegen die Ukraine. Das wäre ein Signal, dass Soldaten die Gewehre aus der Hand fallen. Also ich wäre dabei.
Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle