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25.06.2018
Ende der Baustelle - Danke für ihre Geduld

In fremden Städten auf die Friedhöfe zu gehen, lohnt sich. Kein Friedhof gleicht dem anderen. Viel von dem, was Menschen wichtig war, ist hier erkennbar.

Die einen haben einen Grabstein mit dem Namen und vielleicht einem Bibelwort. Andere Grabsteine haben darauf eine gebrochene Rose mit den Lebensdaten. Eine sehr fromme Frau hat sich folgenden Satz auf den Stein meißeln lassen:

„Ende der Baustelle – Danke für Ihre Geduld“. Ich muss es zweimal lesen. Tatsächlich: „Ende der Baustelle – Danke für Ihre Geduld“

Die Frau, die hier beerdigt ist, hielt gegen den Augenschein an ihrem Gott fest. Ihr ging es gesundheitlich sehr schlecht und viele Schmerzen hatte sie auch. Das „Ende der Baustelle“ hat sie mal irgendwo auf einem Straßenschild gesehen und fand es passend für ihren Grabstein.

Sie sah ihr Leben als eine unfertige Baustelle. Sie meinte: Im Leben ist sie anderen Menschen auch zur Last geworden – lästig wie eine Baustelle eben, wo man langsamer vorwärts kommt und ganz vorsichtig fahren muss. Am Ende dankt sie darum für die Geduld, die andere mit ihr haben.

Ihr Grabstein sagt den Vorübergehenden: Jetzt ist Ende der Baustelle Leben. Leben ist ja nichts von Dauer.

Ich glaube: Auf Dauer bin ich gut aufgehoben beim Ewigen, der alle Geduld der Welt mit uns hat, egal, wie groß unsere Baustellen sind.

Und ich weiß: Auch sie sieht, dem sie geglaubt hat und ist aufgebhoben beim lebendigen Gott, der seinen Geschöpfen treu bleibt. Immer.

 

Es grüßt Sie Pfarrer Jan von Campenhausen aus Wittenberg für die Evangelische Kirche


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