30.05.2018
Engel der Kulturen
Ups. Wer liegt denn da?
Ein Engel, ganz in Blau. Er ist ebenerdig eingelassen in den Gehweg vor dem Magdeburger Dom. Genaugenommen ist es eine Metallplatte, aus dem ein Engelkörper herausgeschnitten wurde. Der Umriss wurde dann mit blau gefärbtem Beton gefüllt.
Ich schaue mir diesen Boden-Engel genauer an und entdecke drei Symbole. Rund um den Kopf - ein Halbmond. Die Flügelspitzen auf der einen Seite ergeben einen Stern. Die Spitzen des anderen Flügels lassen ein Kreuz erkennen.
Moment, das kann doch kein Zufall sein! Der islamische Halbmond, der jüdische Davidstern und das christliche Kreuz - zusammen bilden sie einen Engel.
Ein paar Buchstaben sind in das Metall geschlagen: „Engel der Kulturen.“ Ich tippe das in mein Handy und erfahre: In vielen europäischen Städten kann man solche Engel auf den Wegen entdecken. Als Zeichen, dass wir alle - auch wenn wir verschieden sind und unterschiedlich glauben - nur gemeinsam den Weg des Friedens gehen können.
Und noch etwas erfahre ich:
Die engelförmigen Blechreste, die da aus dem Metall herausgeschnitten wurden, kommen nicht etwa in den Schrott. Nein. Die werden übereinandergeschichtet.
Scheibe für Scheibe. Und so wächst eine Säule. Diese Säule aus lauter Blech-Engeln soll in Jerusalem aufgestellt werden. Als Zeichen der Gemeinschaft in der Stadt, die Christen, Muslimen und Juden gleichermaßen wichtig ist. Der Frieden wächst nur Stück für Stück. Durch Menschen an vielen Orten dieser Welt. Menschen die trotz unterschiedlicher Meinungen gemeinsam friedliche Wege gehen.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg