11.01.2024
Engelsbänke
Wandern im Harz. Über Stock und Stein, auf glitschigem Grund, Geröll und Geäst unter den Sohlen.
Da vorn, endlich eine Bank. Zeit für eine kurze Rast. - Das tut gut. Beine ausstrecken, Durchatmen.
Diese Bank ist etwas Besonderes. Ihre Lehne breitet sich aus wie weite Flügel.
Zwischen den Flügeln ist ein Engelskörper angedeutet.
Auf dem Harzer Klosterwanderweg gibt es 19 solcher „Engelsbänke“. Sie wurden in einer Jugendwerkstatt in Goslar hergestellt und tragen alle einen anderen Segensspruch.
Das ist doch ein tolles Fotomotiv! Ich setze mich in die Mitte der Bank. Links und rechts ragen die Flügel hinter meinem Rücken hervor: Engel-Selfie teilen! „Findest du, ich könnte ein guter Engel sein?“
Einander ein Engel sein – das gefällt mir. Aber es gibt Momente, da habe ich selbst keine Kraft, Engel zu sein, zuzuhören, zu helfen. Da möchte ich selbst vom Engel in die Arme genommen werden – so wie hier auf dieser Bank. Einfach durchatmen.
Willkommen und gehalten sein. Ausruhen von allem, was mich schlaucht, was an meinen Kräften zehrt. Ganz nah bei Gott sein.
Während ich sitze, drängt sich eine Melodie in mein Ohr. Von Felix Mendelsohn Bartholdy: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten, auf allen deinen Wegen“.
Durchatmen. Getragen sein. Und der Wind rauscht um mich herum.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg