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27.01.2019
Erinnerung

Es war irgendwann in meiner Schulzeit. In Bernburg, dieser kleinen Stadt an der Saale. Ich versuche mich daran zu erinnern. Wie wir damals diese Gedenkstätte besuchten. Auf dem Gelände eines Krankenhauses war das. Dort gab es von 1940 bis 43 eine Einrichtung. Aus dem ganzen Umland wurde Menschen dorthin gebracht. Und ermordet. Kranke, Behinderte und Gegner des Regimes. Über 14.000.

Wir sahen die Räume, in denen Ärzte darüber entschieden, wer leben darf und wer nicht. Wir standen an der Tür zur Gaskammer. Durch ein kleines Fenster konnte man hineinsehen. Es waren Ärzte und Pfleger, die durch dieses Fenster dabei zusahen, wie das Gas die Menschen tötete.

Ich weiß nicht mehr, wie alt ich damals war. Schon nicht mehr Kind, aber auch noch nicht erwachsen. Es war für mich eine Zumutung. Ich hätte es lieber gehabt, dass dies alles nicht wahr ist. Dass an diesem Ort, wo ich spielte und meine Kindheit verbrachte, nicht tausende Menschen ermordet wurden.

Es ist für mich immer noch wie eine Mauer, gegen die ich mit dem Verstand laufe. Dieser Wahnsinn, Menschen zu ermorden und alles zu vernichten, was anders ist, dieser Wahnsinn hat an diesem Ort stattgefunden. Und an so vielen anderen.

Ich kann das nicht vergessen.

Heute ist der 27. Januar. Holocaust-Gedenktag.

Christian Buro, Pfarrer in Beuster.


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