08.03.2022
Frieden
»Mittwoch beginnt der Krieg«, hatte Präsident Joe Biden prophezeit. Spott folgte prompt: Dass es einfach ganz schlecht passe in diesem Jahr und ob man den Krieg corona-konform im Online-Format durchführen könne, witzelte einer.
Damals war das. Vor einer halben Ewigkeit. Wir Friedensverwöhnten wollten es da noch nicht wahrhaben. Dabei standen alle Zeichen auf Krieg. Seit der Revolution 2014 fürchteten Ukrainer, dass der große Bruder Russland kommen und sich holen würde, was er als das Seine betrachtet. Zivilisten trainierten seitdem in den Wäldern den Ernstfall und schworen, die Ukraine mit dem Leben zu verteidigen: Vitali, Anna, Kateryna. Ich bete, dass sie am Leben sind. In den Wäldern. In den Straßenschluchten Charkiws und Kiews.
Frieden lässt sich nur mit Frieden schaffen, hatten unsere kriegsmüden Vorfahren erkannt. Der Satz geht mir nicht leicht über die Lippen, während im Osten eine Übermacht rasend über den kleinen Bruder herfällt und mit Atomwaffen droht.
Doch! Frieden lässt sich nur mit Frieden schaffen. Einer muss damit anfangen. Und es sind viele, die das gerade tun. Auf der ganzen Welt. Auch auf den Straßen Moskaus, wo sie für ihre Friedensliebe alles riskieren.
Biden hatte vor seiner Kriegsprophezeihung präzise Informationen. Mit dem Frieden wird das schwieriger. Mich hält die Hoffnung, dass sich Menschen finden, die für den Frieden genauso viel zu geben bereit sind wie für den Krieg. Weil es sie gibt, werden wir irgendwann sagen: »Am Mittwoch schweigen die Waffen«?
Frieden lässt sich nur mit Frieden schaffen.
Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg