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12.08.2021
Geduldsfaden knüpfen

„Oma“, fragt unser dreijähriger Enkel meine Frau, „kannst du meinen Geduldsfaden wieder reparieren?“

„Oh, Richard, wobei ist er dir denn gerissen?“

„Mama und Papa stellen immer so viele Fragen!“

Meine Frau überlegt: „Welche Farbe soll er denn haben? Lila? Oder grün? Oder rot?“

„Lila“, erklärt Richard, „das ist die Lieblingsfarbe von Mama.“

Kann man einen Geduldsfaden wieder reparieren, frage ich mich. Gut wäre es! Sie sind in den letzten Monaten überall arg strapaziert worden. Besonders bei Kindern und Eltern. Doch wir konnten auch spüren: Wir halten viel aus: Wenn wir einander Schwäche zugestehen, wenn wir uns gegenseitig stärken und das Körnchen Wahrheit auch beim anderen entdecken. Wie schön wäre es, wenn wir aus unseren Erfahrungen eine starke Schnur winden könnten.

Denn eine dreifache Schnur reißt nicht entzwei, weiß ein kluger Mann in der Bibel. Und meint auch den dritten im Bunde. Den Geduldigsten von allen. Den Schöpfer selbst.

Tage später besuchen wir Richard. Meine Frau hat mehrere Knäuel Wolle in Lila, Rot und Schwarz dabei. Doch wir merken: Richards Geduldsfaden hat sich auf wunderbare Weise von selbst repariert. Er nimmt die Knäuel, lacht, wirft sie in die Luft, so dass sich die ganz Wolle am Boden verknotet.

„Puh“, denke ich, „Hans-Jürgen pass auf, dass dir bei diesem Tohuwabohu jetzt nicht der Geduldsfaden reißt!“

Sorgt sich Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.


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