20.01.2017
Glaubensmarkt
In der Fußgängerzone einer großen Stadt.
Tatsächlich, es gibt sie noch: ein wenig in die Jahre gekommene Männer und Frauen in überwiegend orangenen Gewändern. Mit Zimbeln machen sie leise Musik und sind „irgendwie buddistisch“, wie eine Passantin vermutet.
Wenig später steht schweigend ein Mann neben einem Plakat mit der Aufschrift: Das Ende ist nahe. Du kannst Dich retten.
Und dann junge Männer mit Bart und einem Banner: Muslime für den Frieden. Mit denen würde ich gern mal reden, denke ich, und dann sind sie auch schon weiter geeilt.
Verschiedene Religionen in einer deutschen Fußgängerzone.
Fußgängerzonen sind für den Konsum. Kann man Religion konsumieren? Vielfach scheint es so. Aus allen Angeboten suche ich mir das Beste aus und werde damit glücklich.
So funktioniert Religion nicht.
In einem Lehrbuch schreibt Martin Luther vor 500 Jahren: Ich glaube, Jesus Christus ist mein Herr. Das kürzeste Glaubensbekenntnis eines Christenmenschen. Als Konfirmand höre ich es zum ersten Mal. Erst später wird mir deutlich, wie viele Herren Anspruch auf mich erheben: Dazu gehören Vorgesetze ebenso wie eigene Wünsche, denen ich mich unterordne.
Religion ist eine Entscheidung.
Gott entscheidet sich für mich und ich antworte darauf; so glaube ich als Christ. Andere Herren müssen dann schweigen. Ist das nicht wunderbar?
Jesus Christus ist mein Herr; den bunten Supermarkt der Glaubensrichtungen brauche ich nicht
Damit grüßt aus Dessau
Joachim Liebig