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07.12.2024
Goldmoment

Warum ich mir noch mal Urlaub genommen hatte, verstehe ich selbst nicht mehr. Richtig abschalten konnte ich nicht. Und nun, da ich wieder hier bin, präsentiert sich der Arbeits-Berg noch viel unbezwingbarer als befürchtet. Während ich mit meinen sieben Sachen auch meine Gedanken zusammen zu sammeln versuche, entgleitet mir die Flasche Milch und zerschellt am Boden. Auch das noch! Provisorisch beseitige ich den Schaden. Denn Zeit habe ich keine. Ich muss los, da draußen wartet Arbeit.
Arbeit, das heißt für mich heute zuallererst: eine halbe Stunde stilles Gebet in der Gebetsgruppe. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Vielleicht kommt ja heute auch mal niemand zu unserer Runde. Dann könnte ich das Frühstück im Anschluss sparen und gleich wieder an den Schreibtisch: Textschulden, offene Buchungen – was schreit nicht alles nach Aufmerksamkeit. Aber nein, ausgerechnet heute ist die Runde Gebetshungriger groß.
Und so starten wir. Ich schlage den Gong und läute eine halbe Stunde Schweigen ein. Ich schließe die Augen und sage mir: „Gott, danke für diesen Morgen. Trotz allem. Sei du jetzt da, ich bin’s nämlich noch nicht.“ Die Gedanken ziehen vorbei; sie klammern sich nicht an mich und ich mich nicht an sie. Und dann breitet sie sich in mir aus: eine seltene Ruhe. Ausgerechnet an diesem vergurkten Tag ein Moment, durchatmet von Ewigkeit.
Es gibt Tage, die sind zum Verrücktwerden. Da helfen mir die kleinen ruhigen Momente, also: der erste Kaffee oder das Lied auf dem Weg oder der stille Augenblick, der nur mir und Gott gehört. Einen solchen Moment wünsche Ihnen heute.

Conrad Krannich aus Halle


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