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11.02.2023
Grüne Wiese

„Du weißt: Wenn’s mal so weit ist, dann grüne Wiese“, sagt sie. Häh? Grüne Wiese? Es gab mal ein Getränk, das so hieß. “Nein, ich will da liegen. Auf der grünen Wiese.” Da wird unser fröhliches Gespräch über die letzten Dinge sehr ernst.

„Wie meinst’n das?“, will ich wissen. „Naja, ich will den Kindern nicht zur Last fallen“, meint sie. „Jetzt hör‘ aber mal auf. Es gibt doch auch in der Familie so was wie einen Generationen-Vertrag. Du hast sie unter Schmerzen zur Welt gebracht, hast ihre Windeln gewechselt und ihre Rotznasen geputzt, als sie noch nicht mal ‚Nase‘ sagen konnten. Dafür sind sie dir dankbar. Das weiß ich. Die werden dich nicht irgendwo anonym verscharren. Wenn du nicht mehr bist, dann brauchen sie einen Ort.“ – “Meinst du?”

Ja, weiß ich. Der Wunsch, irgendwann mal auf die „grüne Wiese“ zu wollen, erwächst häufig aus einem Missverständnis. Als wollten die Nachfahren es möglichst billig und bequem. Manchmal ist das so, dass Neid und Missgunst und Gier mit am Grab stehen. In den meisten Fällen ist das nicht so!

„Du weißt doch gar nicht, was für sie eine Last ist“, sage ich ihr. “Frag sie mal. Du kannst versuchen zu verschwinden, aber das wird Dir nicht gelingen.

Du bist eingeschrieben in ihre Herzen. Sie werden dich vermissen. Wenn’s so weit ist, dann gib ihnen einen Ort. Das ist wichtig. Für’s Weiterleben. Außerdem: Du bist ein geschrieben in Gottes Ewigkeit. Das sollten sie auch irgendwo lesen können.”

Einen leichten Tag wünscht Conrad Krannich aus Halle


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