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21.04.2021
Hau-ab-Möbel

Der Garten meiner Kindheit war von einer hohen Mauer umgeben. Oben auf der Mauerkrone steckten spitze Scherben aus grünem und weißem Glas. Die scharfen Scherben sollten Katzen und Spitzbuben davon abhalten, sich in unseren Garten zu verirren.

Ein ähnlicher Trick wurde am Rathaus eingesetzt. Am Gesims war ein Kranz mit spitzen Zinken angebracht. So konnten sich keine Tauben niederlassen und alles vollkoten.

Was Katzen und Tauben vertreibt, funktioniert auch bei Obdachlosen.

Bänke in immer mehr Innenstädten werden mit Knubbeln auf den Sitzflächen versehen; es gibt extra montierte Bügel; abschüssige oder schmale Sitzflächen. Achten Sie mal darauf! Da legt sich garantiert niemand zum unbequemen Schlaf hin.

Devensive Architektur nennt man das. Ich nenne es Hau-ab-Möbel.

Denn nichts und niemand soll die Kauflustigen beim Bummeln stören.

Aber wer macht sich Gedanken über die Menschen, die da von Bank zu Bank ziehen? In ihren klapprigen Einkaufswagen wenige persönliche Sachen, der muffige Schlafsack, die Pappmatratze und eine halbleere Trostflasche.

Wir behandeln Mitmenschen wie streunende Katzen und lästige Vögel.

Ist das der richtige Weg: Probleme in Randgebiete zu verlagern? Nach dem Motto – was ich nicht sehe und nicht weiß, macht mich nicht heiß?

Jesus sieht das anders: „Die ohne Obdach sind, führe ins Haus...“ sagt er.

Er sieht sie. Und er wendet unseren Blick auf sie.

Schau hin: ein Mensch!

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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