17.04.2024
Hier stehe ich, ich kann nicht anders
Auch wenn wir heute wissen, daß Martin Luther den Satz „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ so nie gesagt hat, so bringt er es doch auf den Punkt worum es ihm ging. Es war der letzte Versuch des mächtigen Kaisers den aufmüpfigen Mönch und Professor aus Wittenberg endgültig zum Schweigen zu bringen. Zwar hatte Luther, der sein Todesurteil erwartete, viele Stunden als Angeklagter mit klugen Worten versucht die in Worms versammelten kirchlichen und weltlichen Herrschaften zu überzeugen – aber ohne sichtbaren Erfolg. Tatsächlich gesagt hat Luther am Schluß „Ich bin hindurch!“ Auf Bildern wird der Sohn des Bergbauunternehmers aus dem Mansfelder Land als trotzig, mutig und kämpferisch dargestellt – das Gegenteil war vermutlich der Fall. Martin Luther war ängstlich und mußte mit dem Allerschlimmsten rechnen – das einzig besondere an ihm war, daß er bereit war trotz der Angst sein Leben für seine Überzeugung aufs Spiel zu setzen und sich nicht verkrochen hat. ER war bereit Rede und Antwort zu stehen. Hier stehe ich, ich kann nicht anders ist eine menschliche Haltung die der Angst trotzt – und Gott sei Dank gibt es in jeder Generation Menschen, die sich trauen aufzustehen und Gewalt und Unrecht beim Namen zu nennen - wie Maria Kolesnikova die noch immer in einem weißrussischen Kerker eingesperrt ist und wie Alexej Nawalny der in einem russischen Straflager krepierte. Wenn es nicht schon zu viele Gedenktage gäbe – ich würde den 17. April als einen Tag gegen die Angst erklären.
Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle