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10.04.2022
Hoffnungsgrün

Frisch geschnittene Buchsbaumzweige auf meinem Frühstückstisch warten auf ihren Einsatz in einer Dorfkirche. Dort werde ich sie nach dem Palmsonntagsgottesdienst verteilen. Hoffnungsgrün am dicht bewachsenen Zweig. Kleine grüne Blätter, die für beides stehen können, Küsse oder Tränen. „Bringen Sie uns bitte wieder Buchsbaum mit wie im vorigen Jahr“, bat mich ein Ehrenamtlicher aus der Gemeinde. „Ich stelle diesen Zweig immer neben das Foto meines verstorbenen Enkels. Das Hoffnungsgrün tröstet übers Jahr. Doch nun ist es verblasst.“

Wie viele Fotos von verstorbenen Menschen in der Ukraine, in Russland, durch Corona oder andere Krankheiten brauchen an diesem Palmsonntag so einen frischen grünen Zweig neben sich. Hilflose Geste. Und doch hält mancher, auch ich, damit den Schmerz besser aus.

Ich segne die Zweige mit dem Zeichen des Kreuzes und denke dabei an Jesus. Welche Hoffnung verband er mit den grünen Zweigen der Palmen, die ihm die Menschen wie einen grünen Teppich vor die Füße legten, damals, als er auf einem friedlichen Esel einzog in Jerusalem. Wahrscheinlich wusste er, dass er in Not und Tod hineinritt. Dass seine Visionen von Frieden und Gerechtigkeit keine Zustimmung finden würden. Dennoch ließ er das Grün der Zweige als Hoffnungszeichen für Heilung und Frieden gelten.

Darum darf auch ich diese Zweige nun wieder verteilen. An ihnen haftet Jesu Friedensgeist. Sie machen nicht ungeschehen, was uns belastet. Aber sie wecken auf und trösten.

Einen hoffnungsvollen Sonntag wünscht ihnen. Pfarrerin Gabriele Herbst aus Magdeburg.


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