08.05.2021
Hürden nehmen
Ein Freund von uns, er ist Iraner, hat im Iran Polymer-Chemie studiert.
Alle dachten,er könne hier spielend eine Arbeit bekommen, wo doch Fachkräfte fehlen. Aber nix da, in den Chemieparks rundherum nur Absagen.
Depressiven Tagen folgten schlaflose Nächte. Das Gefühl, ein ganzes Studium umsonst, eine Hoffnung kaputt.
Und dazu die Scham, zu Hause zu sitzen und vom Staat abhängig zu sein.
Jetzt hat er einen Entschluss gefasst: Er wird noch einmal eine Ausbildung beginnen und möchte Krankenpfleger werden.
Sein Praktikum beim DRK macht ihm Spaß. Er kann sehr gut mit Menschen umgehen, packt an und ist beliebt.
Die Ausbildung möchte er gern beim DRK machen. In der Pflegefachschule betont man beim Vorgespräch, er würde das als Ausländer nur schwer schaffen.
Und man bräuchte auf jeden Fall einen Nachweis über seinen Realschulabschluss, sein Abiturzeugnis nütze da nichts, nein, ein Realschulabschluss, das sei Vorschrift.
Ich schäme mich stellvertretend. Seine Geduld, das alles über sich ergehen zu lassen – dafür bewundere ich ihn.
Halt findet er bei Freunden, im christlichen Glauben und nun auch in seiner Arbeit.
Sein Vater ist im Iran Krankenpfleger beim Roten Halbmond – so heißt das Rote Kreuz dort.
Heute ist internationaler Tag dieser weltweiten Organisation. Zwei Männer, Vater und Sohn, sind ein Teil davon.
Der eine aus seinem muslimischen Glauben heraus, der andere auschristlicher Nächstenliebe.
So kann ́s gehen.Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg