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21.11.2020
Koffer für die Ewigkeit

Es ist eine Ausstellung. In einem Raum stehen lauter Koffer. Lederkoffer, Koffer aus Plastik oder Stoff. Manche alt und ramponiert, andere übersät mit Aufklebern aus aller Herren Länder.

Vorsichtig öffne ich einen.

Darin liegen persönliche Gegenstände sowie ein Blatt Papier. Handgeschrieben. Ein kurzer Lebenslauf. Ich erfahre: Kurt ist 63 Jahre alt, verheiratet und hat drei Enkelkinder. Kurt schreibt:

„In meinem Koffer ist alles, was mir im Leben bis zum Tod wichtig ist und mich ausmacht – eine Erinnerung für meine Hinterbliebenen.

Hier liegt mein Skatblatt. Denn mit meinen besten Freunden habe ich mich oft zum Skat getroffen. Auf der CD ist meine Lieblingsmusik. Die wünsche ich mir zur Beerdigung. Die Fotos sind von meiner Familie - Vergesst mich bitte nicht! Die Kette ist von einem Freund, der schon tot ist. Ich muss oft an ihn denken.“ schreibt Kurt, und „Ich hoffe, ich habe noch etwas Zeit bis zur letzten Reise!“

Vorsichtig klappe ich den Deckel von Kurts Koffer zu und gehe weiter zum nächsten.

Ich erfahre, was deren Besitzerinnen und Besitzer mitnehmen würden auf ihre letzte Reise.

„Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ heißt es. Dabei habe ich soviel angesammelt im Leben. Eine Wohnung mit Keller und Dachboden, einen kleinen Schuppen im Garten – alles prall gefüllt im Laufe der Jahre meines Lebens.

Was würde ich davon mitnehmen, wenn ich etwas mitnehmen könnte ins himmlische Jenseits? Was ist mir wirklich wichtig?

Plötzlich habe ich Lust, meinen eigenen Koffer für die Ewigkeit zu packen. Na, das könnte ein langes Wochenende werden.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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