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07.09.2021
Leben danach

Eine befruchtete Eizelle liegt nun in der Petri-Schale – immerhin: eine, das ist besser als keine. Zellhaufen sagen manche dazu, dabei steckt hier das ganze Leben drin.

Am Küchentisch drei Kilometer Luftlinie entfernt warten zwei auf den Anruf aus der Klinik. Sie wissen: Entweder es klappt, oder das war’s. Für einen weiteren Versuch reicht die Kraft nicht, und auch nicht das Geld. Wenn du keinen Schlussstrich ziehst, tut das niemand für dich. Schon so viele Jahre nehmen sie Monat für Monat Abschied, von einem Kind, dass es noch gar nicht gibt. Denn auch das ist ja irgendwie da. Hat einen Namen. Hat ein Leben, wenn auch nur als Idee. Auch ein nicht erfüllter Kinderwunsch macht Arbeit. Vor allem stürzt einen regelmäßig über die emotionale Klippe.

Dann kommt der Anruf. Wieder nichts. Auch diesmal: kein Erfolg.

Jetzt muss Schluss sein, denken sich die beiden. Und falten die Hände. Das erste Mal überhaupt in ihrem Leben. Ihre Idee. Und er zündet eine Kerze an:

“Lieber Gott,” sagt er, “ob’s dich gibt, ist mir Hupe. Ich sag nur: Hilf uns. Und lass uns heute nicht unseren bescheuerten Nachbarn begegnen, die die ganze Zeit jammern, wie anstrengend ihr Leben mit Kindern ist. Gott, es tut weh!”

Und sie spricht: “Zeig uns, dass es hinterm Horizont weitergeht. Hilf uns, das Herz auf Zimmertemperatur zu halten. Zu wissen: Nach dem Kinderwunsch beginnt etwas Neues.”

Amen. Sagt Conrad Krannich von der reformierten Gemeinde in Magdeburg


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