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31.10.2019
Letzte Worte

Letzte Worte. Vor seinem Tod machte sich Martin Luther noch einige Notizen. In denen dachte er nach, wie weit unsere Fähigkeiten reichen. So sehr wir uns bemühen, vieles bleibt mehr ein Geschenk als etwas Verdientes. »Wir sind Bettler«, schreibt Luther dann. Und fügt hinzu: »Das ist wahr.«

Dieses Bekenntnis Luthers will nicht so recht passen zu dem Bild, das wir von ihm haben. Heute ist Reformationstag. Heute wird an seinen Thesenanschlag in Wittenberg erinnert. Da erscheint er doch als der sehr selbstsichere Doktor Martinus Luther. Der vor Kaiser und Papst keinen Schritt zurückweicht und sich weigert, seine Schriften als Irrtümer zu widerrufen.

Ja, das sind so die Bilder, die wir haben. Luthers Denken war ein anderes. Er konnte gerade deshalb nach außen so kraftvoll auftreten, weil er seine Selbstzweifel nicht verdrängt hat.

Luther wollte den Menschen frei machen. Frei, seine eigene Fehlbarkeit akzeptieren zu können. Dass kein Mensch moralisch vollkommen ist, dass uns in unserem Drang nach Perfektion Grenzen gesetzt sind, das sollte kein Makel  sein. Das Wort, das Luther dafür verwendete, heißt Gnade. Und für ihn war klar, dass solche Gnade nur von außen, nur von Gott kommen kann.

Das ist sein letztes Wort. Wir empfangen mehr als wir geben können. Wir leben in der Gnade. Ich glaube, das ist immer noch etwas sehr befreiendes.


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