27.12.2017
Licht, Leben Liebe
Er hatte überhaupt keinen Platz zum Malen. Wenn ihm ein Stift herunterfiel, verschwand der auf Nimmerwiedersehen in irgendeiner Ritze im Boden. In der Enge und Kälte eines Bunkers während der Schlacht um Stalingrad im Winter 1942 ist die berühmte „Stalingrad-Madonna“ entstanden. Sie zeigt Maria, die ihr Kind im Arm hält. Beide umhüllt ein großes Tuch. Um das Bild herum sind die Worte „Licht, Leben, Liebe“ zu lesen.
Auf die Rückseite einer Landkarte hatte der Pfarrer und Truppenarzt Kurt Reuber diese Madonna gemalt. Am Heiligen Abend 1942 zeigte er sie zum ersten Mal seinen Kameraden. Von Licht, Leben und Liebe war in ihrem Bunker nichts zu spüren. Sie umgab Dunkelheit und Tod. Die Madonna hat den Krieg überlebt und wurde mit einem der letzten Flugzeuge gerettet. Ihr Schöpfer Kurt Reuber überlebte zwar Stalingrad, starb aber zwei Jahre später in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager.
Heute hängt die Stalingrad-Madonna in der Gedächtniskirche in Berlin. Sie erinnert daran, was der Krieg bringt: Hass, Tod und Dunkelheit. Kurt Reuber hat dagegen gekämpft, nur mit seinem Zeichenstift. Und er hat gewonnen, auch wenn er nicht überlebt hat. Noch nach 75 Jahren erinnert mich seine Madonna daran: Es gibt ein Gegenbild zur Dunkelheit dieser Welt. Es gibt Licht, Leben und Liebe.
Bleiben Sie heute behütet! wünscht Ihnen
Pfarrerin Kathrin Oxen aus der Lutherstadt Wittenberg