09.10.2023
Lieber ins Gefängnis
Enissa Amani ist eine junge Comedian. Aber nicht alles ist lustig für sie. Zum Beispiel, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft beschimpft werden.
Darum postet Enissa einen Ausschnitt aus der widerlichen Rede eines Abgeordneten der AFD. Er hatte farbige Menschen als „Neger“ bezeichnet, die seine Gesundheit gefährden; und albanische Pflegedienstmitarbeiterinnen als potenzielle Kriminelle verunglimpft. „Wer in der Öffentlichkeit so redet, gehört weggesperrt“ sagt Enissa. Enissa nannte ihn einen elenden Rassisten und beschimpft ihn. Sie ahnte, dass es deswegen Ärger geben wird.
Genauso kommt es. Der AFD-Politiker beschwert sich und zeigt Enissa Amani an. Es wird tatsächlich eine Geldstrafe verhängt und Enissa soll ihren Beitrag löschen. Enissa findet es richtig, dafür verurteilt zu werden. Aber wenn, dann auch den AfD-Mann, denn das war bei ihm Volksverhetzung, und keine „etwas überspitzte“ Wahlkampfrede. „Das dürfe nicht folgenlos bleiben“ meint sie. Doch bisher: Fehlanzeige. Der rechtspopulistische Abgeordnete jubelt.
Deswegen weigert sich Enissa, die Strafe zu zahlen. Lieber geht sie ins Gefängnis. Ein Profianwalt bietet an, sie rauszuhauen. Doch Enissa weigert sich.
Und ich denke: recht so! Eigene Fehler erkennen und akzeptieren - aber andere schlimme Vergehen ebenso klar benennen. Hetze muss strafbar bleiben. So dürfen wir nicht miteinander umgehen. Denn wir sind Abbild Gottes - sagt die Bibel. Darum finde ich es nötig, konsequent Haltung zu zeigen, wenn Mitmenschen beschimpft werden. Auch eine Wahlkampfrede darf kein Freifahrtschein für Hetze sein.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg