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28.01.2022
Lost Places

Die Tür hängt schief und quietscht beim Öffnen. Schwer hängen die Vorhänge von der Decke. Hier hat mal das Leben getobt. Vor meinem inneren Auge sehe ich im alten Kinosaal die Olsenbande noch ihre Streiche aushecken. Wie oft sind hier am Schluss der Filme die Buchstaben ENDE über die Leinwand gelaufen?

Jetzt wächst Grünes aus den Klappsitzen. Es riecht nach Moder statt nach Popcorn. Das Lachen und Weinen der Zuschauer ist längst verstummt. Das Kino - ein Lost Place – ein verlorener Ort.

Was wir aus dem Blick verlieren, wird leicht vergessen. Ist weg, wie das Jahr, das vergangen ist. Wie ein Film, der zu Ende ist. Oder wie ein Mensch, den ich aus den Augen verloren habe. So ist der Lauf der Zeit, der Dinge und der Orte.

Es gibt viele Leute, die - wie ich - gern mal über steinalte Mauern klettern und durch zerschlagene Fenster der Lost Places schauen. Neugierig, was es hier zu sehen gibt.

Sie entdecken die Orte, machen tolle Fotos und stellen sie ins Netz. Sie öffnen uns die Augen gegen das Vergessen und das Verlieren.

Manche Bilder berühren mich tief.  Sie zeigen mir: Geschichte kommt und geht. Sie blüht auf - sie verwelkt.
Das weckt Wehmut: Ja, ja – die gute alte Zeit.

Doch manchmal ist es einfach nur gut, wenn Dinge auch wieder gehen und verschwinden. Wenn Wachtürme verfallen, Bunker zu Fledermausparadiesen werden; und keiner mehr weiß, dass hier mal ein Truppenübungsplatz war. Früher war eben doch nicht alles besser.

Im Weitwinkel der Geschichte wird manches so unbedeutsam und überflüssig.
Da sage ich fröhlich: Happy End!

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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