29.08.2020
Männer im Baumarkt
Samstagvormittag. Ich muss in den Baumarkt.
Seit einiger Zeit, sofern ich es einrichten kann, ist das normal. Ich brauche immer irgendetwas: für den Garten oder das Haus.
Inzwischen kenne ich mich aus; finde auf Anhieb die Schrauben und die Blumenerde. Ich habe sogar den Eindruck, das Personal erkennt mich, trotz der Maske.
Ein Mann steht neben mir bei den Gartenschläuchen. Ziemlich kompliziert, murmelt er.
Ich weiß was er meint, kenne das Problem.
„Ich würde das so machen“, sage ich.
Erst sieht er mich überrascht an, dann nimmt er das Verbindungsstück, das ich ihm hinhalte.
„Stimmt“, sagt der Verkäufer, der inzwischen bemerkt hat, worum es geht, „so kann man das machen.“
„Naja“, sage ich, „dabei gibt es allerdings folgendes Problem“
Und dann, dann diskutieren wir sehr intensiv verschiedene Varianten von Gartenschlauchverbindungen.
Drei Männer, die sich nicht kennen, am Samstag im Baumarkt.
Verbunden durch ein gemeinsames Problem.
So stelle ich mir Miteinander vor.
So wünsche ich mir Austausch auch bei schwerwiegenderen Themen als Gartenschläuchen.
Ich kenne das nicht nur aus dem Baumarkt.
Am Sonntag nach dem Gottesdienst sind Menschen ähnlich entspannt.
Gemeinsame Fragen, gemeinsame Themen und ein Gefühl der Verbundenheit.
Ich brauche das. Der Baumarkt genügt mir dazu nicht.
Jetzt muss ich los. Ist Samstag.
Eilig grüßt aus Dessau
Joachim Liebig