25.09.2017
Oper
Mögen Sie Oper? Nicht? Das verstehe ich. Mittlerweile habe ich Freude daran gefunden.
Kürzlich gab es in unserer Stadt eine wunderbare Premiere: Verdis Otello
Vordergründig geht es um Eifersucht und Intrige. Tatsächlich geht es in Opern häufig um viel Wichtigeres. Bei Otello gibt es eine Figur namens Jago. Er ist der Teufel. Aus purer Bosheit streut er Zweifel und Misstrauen. Mein Gift arbeitet, singt er. Ich glaube, es gibt das Böse. Nicht als Teufelsfigur mit Hörnern. Es ist in uns, in mir. Ganz klein kann es anfangen: wenn ich mich zu wichtig nehme. Wenn ich kein Mitleid haben kann.
So kann das Böse beginnen.
Martin Luther schreibt vor 500 Jahren, wir seien ein täglicher Kampfplatz zwischen Gut und Böse.
Als Christ sind mir solche Gedanken nicht unvertraut. Die Bibel schreibt darüber. Jesus erzählt, wie ihn Menschen fragen: Was ist gut? Gott lieben, dann sich selbst und dann den Nächsten, antwortet Jesus. Das ist gut.
In der Oper enden die Geschichten meistens tragisch. Dafür ist das Böse leicht zu erkennen. Im Leben ist das schwieriger.
Nur Gott ist gut. Daran versuche ich mich halten; jeden Tag neu. Bei Verdi singt der Teufel sogar schön. Das gibt es nur in der Oper.
Aus Dessau grüßt
Joachim Liebig