16.12.2017
Oskar
Bei einem Adventsgottesdient höre ich von Oskar. Er ist die Hauptfigur in einer französischen Erzählung.
Oskar ist zehn Jahre alt und liegt im Sterben.
Oskar schreibt Briefe an den lieben Gott. Er streitet mit ihm. Er bittet um Hilfe. Er will ihn sehen.
Als es zu Ende geht mit Oskar, macht er seinen Frieden mit ihm.
Die Nachtschwester findet auf dem Tisch neben Oskars Bett einen Zettel: Nur Gott darf mich wecken, hat Oskar noch geschrieben.
Dieser Gedanke verlässt mich seitdem nicht.
Ein Kind beschreibt den Kern meines Glaubens.
Bisweilen haben Kinder die Fähigkeit, für uns Erwachsene zu komplizierte Dinge ganz einfach zu beschreiben.
Gott und ich. Sonst niemand. Oskar vertraut vollkommen. Erwartet alles.
Das ist für mich Advent: Noch nichts sicher zu haben. Alles zu erwarten. Gott kommt.
Weihnachten werden wir es wieder hören. Ihm ist kein Stall zu finster, kein Büro zu eng, kein Krankenbett zu traurig.
Er kommt
Gott kommt zu mir, kennt mich und will mich an die Hand nehmen.
So kindlich will ich glauben.
Adventlich grüßt aus Dessau
Joachim Liebig