12.08.2019
Party
„Und was machen Sie beruflich?“
Wir sind bei entfernten Bekannten eingeladen. Die meisten Gäste kennen meine Frau und mich nicht.
Der Mann mit dem Glas in der Hand vor mir versucht, mit mir ins Gespräch zu kommen.
Nett!
„Ich arbeite für eine Firma, die schon sehr lange weltweit tätig ist“, sage ich.
Er mustert mich verstohlen und versucht, mich einzuschätzen.
IT-Branche, eine große Limonademarke vielleicht.
„Computer?“ – versucht er.
„Nein“, sage ich, „ich arbeite für die Kirche“.
Er ist sichtlich überrascht.
„Oh! Die Kirche!“
Dann eine Pause.
Vielleicht ermutigen ihn die zwei Bier, die er schon getrunken hat.
„Sie glauben ernsthaft an ein Leben nach dem Tod?“
„Ja“, sage ich. „Woran glauben sie denn?“
Er zögert, sieht mich an und mit einer Spur Unsicherheit sagt er:
„An nichts.“ Dreht sich um und lässt mich stehen.
Es ist so leicht, nicht zu glauben.
Es ist so einfach, die Kirche zu kritisieren.
Das ist alles längst mehrheitsfähig.
Dagegen ist es schwer, anders zu sein;
zu sagen: Ich glaube diesem so wenig bekannten Gott, der sagt, dass er das Licht ist.
Wir sind Kinder des Lichts. So sollen wir auch leben.
So heißt es in der Bibel. Gestern wurde in den Kirchen im Gottesdienst dieser Text vorgelesen.
Anspruchsvoll!
Bin ich so?
Ohne Glas in der Hand grüßt aus Dessau
Joachim Liebig