28.09.2017
Prozessionsspiel
Es ist schon dunkel. Zudem regnet es in Strömen. Zusammen mit etwa 1000 weiteren Zu-schauern sitze ich im Anorak auf dem Marktplatz. Die Techniker feilen noch an der Laut-sprechanlage. Und dann beginnt ein historisches Spiel mit mehr als 400 Akteuren. Über drei Stunden spielen sie nach einer Vorlage, die mehr als 500 Jahre alt ist, Geschichten aus der Bi-bel.
Von der Schöpfung bis zum Leben Jesu.
Ich bin völlig überrascht und immer noch begeistert über das, was ich da vor einigen Wochen bei dem Prozessionsspiel in Zerbst/Anhalt sah.
Ich weiß sehr genau, wie schwer es ist, Vereine und Gruppen während der Vorbereitung über Monate bei der Stange zu halten.
Und ich weiß noch genauer, wie ablehnend Menschen auf die Themen der Bibel reagieren können.
Hier war das offenkundig alles anders.
Das wird nicht ohne Folgen bleiben: zunächst für die Stadt und die Beteiligten selbst. Die gemeinsame Aufgabe und der Erfolg schweißen zusammen. Nichts ist besser für eine Gemein-schaft als gemeinsam gelöste Aufgaben.
Und, wer weiß, vielleicht lösen die Texte und Themen Interesse bei den Akteuren und dem Publikum aus. Vielleicht lesen sie noch einmal nach, was sich in drei Stunden vor ihrem Auge entfaltet hat.
Schon Jesus ging auf die Marktplätze seiner Zeit. Das erfordert Mut. Diesen Mut habe ich kürzlich erlebt.
Dankbar dafür grüßt aus Dessau
Joachim Liebig