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28.06.2022
Schwimmen

Hanan ist noch sehr jung, aber sie gibt schon Schwimmunterricht in einem Hallenbad Sie motiviert die Kinder. Denn einige haben großen Respekt vor dem Wasser. Andere wollen gleich rein.

Hanan übt mit ihnen schwimmen, springen und tauchen. Sie macht das toll. Am Ende bekommen die Kinder das Seepferdchen – ihr erstes Schwimmabzeichen.

Dazu müssen sie vom Beckenrand springen, 25 Meter auf dem Rücken oder dem Bauch schwimmen, sowie tauchen und einen Gegenstand vom Beckenboden hochholen. Auch Sidar, ihr kleiner Bruder, macht mit.

Hanan ist sehr geduldig. Sie hat selbst erst vor zwei Jahren schwimmen gelernt. Und sie hatte viel Angst vor dem Wasser. Sie weiß, dass es auch gefährlich sein kann. Sie hat Menschen um ihr Leben schwimmen und verzweifelt strampeln sehen – damals, als sie mit ihrer Familie in einem Schlauchboot auf dem Wasser war. Es war auf dem Mittelmeer. 60 Leute waren an Bord, darunter viele Kinder. Auf der Flucht vor dem IS.

Erst war das Meer ruhig, dann, als sie weit draußen waren, hat sie eine riesige Welle überrollt. Alle wurden ins Meer gespült.

Hanan hatte Todesangst. In letzter Sekunde kam ein Rettungsboot und hat sie aus dem Wasser gezogen. Sie und alle anderen. Es brachte sie auf ein Schiff der Seenotrettung. Menschen aus Deutschland haben dafür gespendet, das weiß Hanan.

Wenn sie heute im Schwimmbad in das blau schimmernde Wasser blickt, muss sie wieder daran denken. An die Flucht und das unendlich blaue Meer. Da wünscht sie sich, dass es alles nur ein böser Traum war. Aber das war es nicht.

Jetzt bringt sie ihrem Bruder Sidar das Schwimmen bei. Heute wird er es ohne Schwimmflügel versuchen. Er soll keine Angst vor dem Meer haben.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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