Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

19.04.2022
Sekundenblicke

Wenn ich einem anderen Menschen begegne, sind es oft nur wenige Sekunden, die wir uns anschauen. Und manchmal speichert mein Kopf zufällig Gesichter – so wie kürzlich als ich aus dem Zug stieg und zwei Frauen vermutlich aus der Ukraine mit drei Kindern und Rollkoffern den Bahnsteig entlangliefen und mit konzentriertem Blick Ausschau hielten. Spontan ging mir beim Vorübergehen durch den Kopf: Soll ich sie vielleicht fragen ob sie Hilfe brauchen? Aber irgendwie hab ich mich dann doch nicht getraut sie anzusprechen. Ich hoffe und bete, dass sie ihre Bekannten getroffen haben. In der Bibel dauern die Begegnungen mit Jesus nach Ostern oft auch nur wenige Augenblicke. Bis auf wenige Frauen waren alle, die mit Jesus zusammen waren, nach der Hinrichtung geflohen. Geflohen vor Todesangst. Und dann kamen nach Ostern einige mutige Frauen, wie seine Mutter Maria und Maria aus Magdala, und erzählten, dass sie Jesus plötzlich lebendig gesehen hätten. Einige nur wenige Augenblicke – andere länger, manche erst, nachdem er sie mit ihrem Namen persönlich angesprochen hatte. Und die Reaktion der Geflüchteten: Unglaublich! Kann doch gar nicht sein! Am schönsten gefällt mir die Geschichte, als zwei auf dem Heimweg einen Fremden verwundert fragen, ob er denn nicht wisse, was in Jerusalem Schreckliches passiert sei, und erst als der Fremde mit ihnen zusammensitzt und er dankend das Brot bricht, erkennen sie, dass er Jesus selbst ist. Es lohnt sich, auch bei kurzen Augenblicken genau hinzuschauen. Einen guten Tag wünscht Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar