23.01.2022
Sonntagsspaziergang
Sonntagnachmittag. Statt zuhause gemütlich fernzusehen, mussten wir spazierengehen. Oh je, wie habe ich das als Kind gehasst.
Heute gehe ich gern spazieren. Große Runde mit meiner Frau. Über den Teufelsküchenberg, dann zurück am Ackerrain entlang. Manchmal sehen wir Rehe und Feldhasen; Falken, Habichte und andere Vögel.
Es tut mir gut. Gerade wenn mir viel durch den Kopf geht.
Beim Spazieren haben wir Zeit miteinander zu reden, einander zuzuhören. Ich muss mich nicht anstrengen, wie beim Joggen. Es geht auch nicht darum, pünktlich irgendwo anzukommen. Und was da abends in manchen Städten abgeht, hat schon gar nichts mit Spazierengehen zu tun. Finde ich jedenfalls.
Ich denke an die Erkrankten und die Angehörigen, die viel lieber spazieren gehen würden, als im Bett oder in Quarantäne zu stecken.
Ich denke an das Personal in den Kliniken, das sich die Hacken abläuft.
Ich denke an Familien, die trauern, weil diese Krankheit einen Lebensweg beendet hat.
Ich denke an die Polizisten. Ihr Dienst ist wahrlich kein Spaziergang.
Ich denke aber auch an jene, welche mitlaufen und dabei immer weiter nach rechts abdriften. Nicht nur beim Spazierengehen sollte man gut auf den Weg achten, sonst verirrt man sich.
Und ich denke auch an jene, die jetzt zuhören und sich ärgern, weil sie das alles nur noch anstinkt. Ja, diese anstrengende Zeit macht mürbe und nervt gewaltig. Das geht mir auch so.
Jetzt miteinander unterwegs sein. Das täte uns gut. Aber richtig MITeinander!
Mit Achtung VOReinander. Und mit Sorge UMeinander. Und Verantwortung FÜReinander. Das wären gesegnete Wege.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg