08.02.2022
Tägliches Brot
Acht Brote buken meine Mutter und meine Oma alle zwei Wochen. Aus Weizen und Gerste. Sie hingen dann auf zwei Holzstangen, luftig unter der Decke im Keller. Am Backtag selbst gab es für uns Kinder meist noch kleine Speckbrötchen. Mir schmeckte das frische Brot immer am besten. – Wenn es dann aber älter und härter wurde, tauschte ich es in der Schule manchmal gegen weißes, weiches Stadtbrot ein.
Bis heute fällt es mir äußerst schwer, altes Brot in den Müll zu entsorgen, denn „das ist Sünde“, ermahnte mich meine Großmutter Kathi. Ich bin sehr traurig und ärgere mich, dass wir in Deutschland jedes Jahr über 1,7 Millionen Tonnen Brot und Brötchen in den Müll werfen – das sind fast acht Kilo jährlich pro Person. Mittlerweile überlassen einige Läden am Ende des Tages ihr Backwerk den Tafeln. Und es entsteht langsam ein Bewusstsein für einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln. Aber an unserer Haltung zum Wegwerfen ändert das kaum etwas. Dabei zeigen uns unsere Nachbarn in Frankreich und Tschechien, wie Lebensmittel vor dem Müll gerettet werden können.
Martin Luther sagte über die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“: Gott gibt das tägliche Brot allen Menschen, Guten und Bösen; aber wir bitten Gott darum, indem wir „Danke“ sagen für unser tägliches Brot - und es nicht in den Müll werfen.
Das bittet sagt Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle