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04.09.2023
Tee und Zwieback

Amon studiert in Lissabon. Als Flüchtlingskind kam er mit seiner Mutter aus dem Iran nach Deutschland, verstand kein Wort Deutsch und hatte Mühe, sich in der deutschen Kultur zurechtzufinden. Aber er lernte im Eiltempo die neue Sprache, machte Abitur, bekam einen Studienplatz, der ihn schließlich nach Portugal führte. Dort wohnt er in einer WG und steht kurz vor den Masterprüfungen. Da passiert es. Er bekommt hohes Fieber, starke Erkältungssymptome und Schmerzen am ganzen Körper. Der WG-Partner ist nicht da. Er kann nicht aus dem Haus. Kann sich nicht selbst versorgen. Eine Freundin in Deutschland hört von seiner Not. „Was mach ich nur,“ denkt sie. „Wer könnte helfen?“

Sie googelt, ob es in Lissabon eine deutsche Kirchengemeinde gibt. Bingo! Es gibt eine. Die Frau kann allerdings nur auf der Mailbox ihr Anliegen äußern  und um Rückruf bitten. Abends ruft die Pfarrerin zurück, läßt sich die Situation schildern und die Adresse des Studenten geben. Und dann macht sie sich auf den Weg -  mit Tee, Zwieback und tröstlichen Worten. Und sie organisiert die weitere Versorgung. Masterprüfungen gerettet!

Ich hörte diese Geschichte von einer Frau, die ich gefragt hatte, was ihr an Kirche lieb und wichtig ist. Sie sagt: Kirche ist für mich ein weltweites Netz von Menschen, in das man sich einwählen kann, ganz gleich ob man dazugehört oder nicht. Eine ermutigende Geschichte. 

Einen Tag mit Menschen, auf die Sie sich verlassen können, wünscht Gabriele Herbst, Pfarrerin in Magdeburg.


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