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18.10.2017
Terror

Meine Eltern guckten plötzlich jeden Abend Nachrichten. Sonst war das nicht so wichtig bei uns. Aber nun redeten alle Erwachsenen plötzlich von „RAF“ und „Terroristen“. Ich war noch viel zu klein, um zu verstehen, was das bedeutete. Allein schon der harte Klang dieser Worte hat mir als Kind Angst gemacht. Mehrere Wochen lang hat die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer damals die Nachrichten bestimmt. Heute vor genau 40 Jahren ist er ermordet worden.
Die Übertragung der Trauerfeier im Fernsehen gehört zu meinen ersten Erinnerungen. Der Sarg, die verschleierte Witwe, Bundeskanzler Schmidt, der wie versteinert neben ihr saß, das hat sich mir tief eingeprägt. Verstanden habe ich das alles damals, wie man es als Kind versteht. Terror bedeutet: Menschen werden mit Absicht getötet. Alle haben Angst. Auch die Erwachsenen können es nicht verstehen.
Vierzig Jahre später gucke ich mit meinen Kindern die Nachrichten. Ich würde ihnen gerne erklären können, was in der Welt passiert. Und ich merke, es ist genau wie damals: Menschen werden mit Absicht getötet. Alle haben Angst. Auch die Erwachsenen können es nicht verstehen.
Damals hat der Terror nicht gewonnen. Die Gewalt und die Angst haben nicht gesiegt. Ich bin in friedlichen und sicheren Zeiten groß geworden. „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“. Das sind Worte von Jesus. Und bei den schlimmen Nachrichten im Fernsehen erinnere ich mich an sie. Die Angst hat nicht das letzte Wort. Und die Gewalt darf nicht gewinnen.

Bleiben Sie heute behütet!
Pfarrerin Kathrin Oxen aus der Lutherstadt Wittenberg


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