16.10.2017
Trödelmarkt
Die Bananenkartons stehen in Reihen. Eine ganze Halle voll. In den Kartons liegen Dinge. Jemand hat sie sortiert, das sieht man. Blumenvasen in dem einen Karton, Teller in einem anderen. Ein Karton mit Handtaschen, einer mit Küchenutensilien. Ein Karton voll mit Flaschen voller angebrochener Putzmittel. Als ich ihn sehe, verstehe ich: Dies sind die Reste von Haushaltsauflösungen. Da kommt einer und räumt die Wohnung ganz aus und nimmt alles mit, um es dann in die Bananenkartons zu sortieren. Und schafft es auf einen Trödelmarkt wie diesen. Und dann kommen andere Leute und schauen, was ihnen gefällt und was sie noch gebrauchen können.
Mein Mann und ich gehen durch die Reihen mit den Kartons. Einiges nehmen wir heraus, vieles legen wir zurück. Am Ende nehmen wir ein schönes orientalisches Tongefäß. Auf den Boden hat jemand mit Edding geschrieben: „Geschenkt bekommen von Renate, gestorben am soundsovielten, die Beerdigung war dann und dann“. Als genüge das Andenken an sich nicht. Dies ist von Renate und die ist auch schon tot, sagen die Worte.
Der Trödelmarkt ist ein Gleichnis für mich. Wir leben unser Leben, mit vielen Dingen darin und wir möchten, dass niemand und nichts vergessen wird. Aber kein Edding der Welt macht die Erinnerung unauslöschlich. Da muss ein anderer kommen, der genau hinsieht und versteht, was kostbar war. Und der es aufhebt und mitnimmt zu sich. Ich glaube, Gott geht so durch unser Leben.
Überlegen Sie heute, was Ihnen wertvoll ist!
Pfarrerin Kathrin Oxen aus der Lutherstadt Wittenberg
