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27.10.2017
Trompetenbaum

Zack bumm – da lag er. Abgeknickt. Xavier hat mächtig gewütet. Mehrere Millionen Bäume hat der heftige Sturm umgelegt. Auch den Trompetenbaum im Luthergarten in Wittenberg hat’s erwischt.
Trotz bester Hoffnung. Denn getreu Luthers Motto: „Wenn morgen die Welt unterginge würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ wurde dieser Hoffnungsgarten gegenüber dem Altstadtbahnhof angelegt und fast dreihundert Bäume gepflanzt. Plaketten im Boden verraten, wer den jeweiligen Baum gespendet hat. So wurde Nummer 54, der Trompetenbaum, von einer Delegation der Lutherischen Kirche Russlands gepflanzt. Er ist in den letzten fünf Jahren prächtig gewachsen. Bis Xavier wütete.
Heftige Stürme hat die Lutherische Kirche Russlands auch am eigenen Leibe erlebt. Zarin Katharina die Zweite stammt aus Anhalt und war in Zerbst lutherisch erzogen worden. Sie brachte ihren Glauben mit in ihre neue Heimat. Und viele Lutheraner, die als Siedler unter Peter dem Großen nach Russland gekommen waren, standen im Dienst des Zarenhofes. Sie haben die Geschicke des riesigen Landes im Osten mitgestaltet. Die christlichen Gemeinden in den Weiten Russlands konnten wachsen.
Dann aber fegte Stalin in sowjetischen Zeiten wie ein Sturm durchs ganze Land. Die Kirchen ließ er schließen und die Pastoren ermorden. Nur heimlich im Untergrund konnten ein paar Gemeinden überleben und die lutherische Tradition bewahren. Heute gibt es in Russland ungefähr 24.000 evangelische Christen. Die Gemeinden haben nicht aufgegeben. Sie haben gebetet und gehofft: Irgendwann geht der Sturm vorüber und aus dem gebrochenen Stamm werden wieder grüne Knospen treiben.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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