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01.07.2023
Urlaubsreif

„Wenn du anfängst, deinem Passbild zu ähneln, dann solltest du Urlaub machen“, sagt Ephraim Kishon. Wenn das so ist, müsste ich mich morgens nach dem Blick in den Spiegel erst einmal zur Kur anmelden.

Zum Glück ist es bald so weit: Urlaub, und zwar drei Wochen am Stück, das gelingt mir fast nie, dieses Jahr schon.

Manche sagen, es sei gar nicht so gut, den ganzen Urlaub in einem unverdaulichen Batzen zu verputzen. Denn bei langen Urlauben brauchst du Tage, um anzukommen in der freien Zeit. Und während du über Wochen draußen bist, türmt sich die Arbeit zu einem Hochgebirge, das dann schon wieder Schatten wirft. Es sei besser, sagen sie, den Urlaub in Portiönchen über das ganze Jahr zu verteilen.

Die Bibel scheint das zu wissen und verordnet uns einen kleinen Urlaub, und zwar jede Woche! „Am siebten Tag sollst du ruhen.“

Orthodoxe Juden erachten die Ruhe des siebten Tages für so heilig, dass sie alles, aber auch alles, was mit Arbeit zu tun hat, unterlassen: elektrische Geräte betätigen, über tausend Schritte tun oder mehr als zwei Buchstaben schreiben. Das alles gilt als Arbeit. Das alles nicht zu tun, scheint erst einmal als noch viel größere Arbeit. Aber dann ist es: befreiend.

Einmal in der Woche diese Ruhe. Nichts tun, was irgendwie anstrengt, nicht einmal Sozialstress – Urlaub, einen von sieben Wochentagen leben, als wäre Urlaub. Das ist gesund. Und heilig.

Wenn ich mich selbst nur konsequenter dran hielte! Dann bräuchte ich wohl keine Angst mehr vor meinem morgendlichen Spiegelbild zu haben.

Conrad Krannich, Halle


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