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20.01.2017
Vertraut

Tabu ist ein Wort aus Polynesien. Das sind Inseln im Pazifik. Ein Tabu ist etwas Heiliges. Mit einem Tabu scherzt man nicht.
Heute sind Tabubrüche jeden Tag zu erleben. Es wird öffentlich gelogen. Nichts ist der Veralberung entzogen. Heiliges gilt als abwegig.
So habe ich kein Verständnis für Scherze über Menschen mit Behinderungen. Ich finde rohe Witze über Religion nicht lustig. Ich kann nicht ertragen, wenn sich Menschen über Demokratie abfällig äußern.
Tabus werden nicht durch einen Herrscher angeordnet. Tabus sind eine Übereinkunft, häufig stillschweigend, manche Themen nicht anzusprechen. Das ist ein Schutz für Menschen, Gruppen oder uns alle.
Ein Tabu zu brechen nur, um damit in die Öffentlichkeit zu kommen, ist schändlich. Tabuthemen sind für mich als Christ das Zeichen des Kreuzes, das Abendmahl oder das Vaterunser.
Ich halte es nicht für ein Zeichen von Freiheit, jedes Tabu gedankenlos zu brechen.
Wenn wir nicht zu einer Übereinkunft zurückfinden, was uns allen gemeinsam heilig ist, werden wir alle schutzlos sein. Darüber sollten wir reden.
Was ist uns wirklich wichtig?
Worüber reden wir nur sehr vorsichtig?
Welche Themen sind nicht für die Öffentlichkeit geeignet?
Ganz öffentlich frage ich das. Die Antworten mögen schon vertraulich sein.
Vertraut grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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