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13.11.2022
Volkstrauertag

Vor ein paar Jahren, als meine Oma gestorben war, hat mein Vater ihre Schränke ausgeräumt. Dabei fiel ihm ein Bündel Briefe in die Hände. Liebesbriefe seiner Eltern.

Briefe von der Front. Das junge Paar malte sich in schönsten Farben die Zukunft aus, dass sie mit den beiden Kindern mal verreisen würden, sich ein schönes Zuhause schaffen, wenn der Krieg endlich zu Ende wäre und das könne ja nicht mehr lange dauern. Das stand in der letzten Feldpost, die meine Oma von ihrem Mann erhielt. Der nächste Brief, nur wenige Wochen später, hatte einen schwarzen Rand.

Mein Vater hat seinen Vater nie kennengelernt.

Nun sitzt er da, die vergilbten Briefe in der Hand, ganz gerührt. Denkt daran, wie er sich als Kind dafür geschämt hat, weil er keinen Vater hatte. Und wie bei Raufereien immer einer dazwischen ging und rief: „Lass den in Ruhe, der hat keinen Vater mehr!“

Alles kommt in diesem Moment hoch.

Auch die Angst, Anfang der 50er Jahre, als der Korea-Krieg ausbricht und die Alten immer sagen: Da kann ein nächster Weltkrieg daraus werden!

Und dann zu DDR-Zeiten der kalte Krieg, Atomwaffen, immer wieder diese Scheiß Angst, und jetzt wieder.

Uns Kindern hat er mitgegeben:

Ihr müsst euch wehren, wenn euch jemand ungerecht behandelt, aber ohne Gewalt.

Versucht, mit dem anderen zu reden, und wenn das nichts bringt, geht ihm aus dem Weg. Und wenn ihr einen Fehler gemacht habt, dann steht dazu und entschuldigt euch.

Ich versuch´s zu beherzigen.

Einen friedlichen Sonntag wünscht Ihnen Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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