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19.07.2023
Vom Glück an Gottes Liebe glauben zu können

Sie ist ein wunderbarer Mensch.
Doch das will sie nicht hören.
„Ist doch selbstverständlich“ sagt sie, und winkt ab.

Jeden Nachmittag sitzt sie am Bett der Klassenkameradin.
Diesen Krankenhausaufenthalt wird sie nicht überleben.
Die Freundin weiß es, und sie auch.

Deren Familie wohnt 80 km weit weg.
„Die können doch nicht immer da sein“, sagt sie. „Aber ich wohne in der Nähe.“
So geht sie jeden Nachmittag ins Krankenhaus.
Wie sie 43 Jahre zur Arbeit ins Krankenhaus gegangen ist.

„Heute habe ich ihr die Haare gewaschen“ – eine Wohltat.
Das kennt jeder, der schon einmal im Sommer im Krankenhaus gelegen hat.
„Die Schwestern haben doch keine Zeit dazu.“

Als wir uns wieder begegnen, frage ich sie, wie es der Freundin geht.
„Sie ist heimgegangen“
Auf meine Frage, ob sie jetzt traurig wäre, erwidert sie nur:
„Sie ist doch heimgegangen und wir haben es beide gewusst.“

Da habe ich mich ein wenig für meine Frage geschämt.
Ich bin oft traurig, wenn ein lieber Mensch stirbt, er fehlt mir dann so.
Und sie sagt mit aller Selbstverständlichkeit: Sie ist heimgegangen, dieser wunderbar altmodische Satz, der so schön deutlich macht:
Wir sind überall - im Leben und im Sterben - in Gottes Liebe geborgen.

Das soll uns doch Mut machen zum Leben.
Zu den alltäglichen Herausforderungen.

Ihr jedenfalls hat es Mut gemacht,
die Freundin zu begleiten auf ihrem Weg des Sterbens
und auf ihrem Weg in das Zuhause in der Ewigkeit.

Das tut gut zu wissen
Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg


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